Kaufkraft- Träume und Realitäten
Prof. Dr. Manfred Volkmann 65428 Rüsselsheim,. den 28. 1.2012
Thüringer Str. 36
Es ist schon erstaunlich, welch ausserordentlicher Unsinn in der Diskussion um das Opel-Altwerk verbraten wird. Da ist der vollmundige Beitrag des Raunheimer Bürgermeisters Jühe, der vom „großen Projekt“ und der „extrem bedeutsamen Chance“ spricht, Er hat ja recht, der Gute, wenn er darauf hinweist, daß ein abwrackendes Rüsselsheim Raunheim nicht gut tut. Folgen die Rüsselsheimer Stadtoberen seinem Rat, wird genau dieses eintreten.
Die Chefredakteurin des Rüsselsheimer Echos glaubt, man könne Besucher aus der Region mit dem neuen Einkaufszentrum anlocken, sieht dieses sogar als „Türöffner“ für die Innenstadt. Liebe Frau Schuster, dieser Türöffner öffnet eine Falltür!
Die Unternehmerin Höll sieht es als einmalige Chance, daß jemand so viel Geld in Rüsselsheim investieren wolle. Sie übersieht dabei, daß diese Investition der Rüsselsheimer Inmnenstadt soviel Kaufkraft entziehen wird, daß dabei manches Innenstadtgeschäft an die Grenzen seiner Existenz getrieben wird.
Es wird Zeit, daß man an Stelle dieses Geschwafels endlich einmal Fakten setzt. Und die sehen so aus:
1. Umsatz und Kaufkraft sind seit vielen Jahren rückläufig.
Umsatzkennziffern der Jahre 1994 1999
Stadt Rüsselsheim 132,2 % 113,4 %
Kreis Groß-Gerau 99,7 % 89,5 %
Kaufkraftkennziffern der Jahre 2010 2011
Stadt Rüsselsheim 105,8 % 104,7 %
Kreis Groß-Gerau 106, 7%
2. Das Verhältnis Umsatz: Kaufkraft nimmt kontinuierlich ab.
Zentralitätskennziffern (beschreiben das Verhältnis von Umsatz zu Kaufkraft)
der Jahre 1994 1999 2011
Stadt Rüsselsheim 118 % 104 % 65,4 %
Kreis Groß-Gerau 65,2 %
Zusammenfassend ist festzustellen:
1. Umsatz und Kaufkraft sind signifikant rückläufig.
2. Die Zentralität, ein Maß dafür, wieviel ihrer Kaufkraft die Einwohner einer Gemeinde oder eines Kreises in ihrer Gemeinde oder in ihrem Kreis umsetzen, ist gegenüber den 90er Jahren drastisch gesunken mit weiterhin sinkender Tendenz. Die Rüsselsheimer Werte liegen in der gleichen Größenordnung wie die des regionalen Umfelds.
Nach alledem ist nicht damit zu rechnen, daß zukünftig in Rüsselsheim ein größerer Umsatz zu erzeugen ist. Wesentlich höhere Einkommen und damit höhere Kaufkraft sind in Rüsselsheim nicht zu erwarten, ebensowenig eine merkliche Veränderung des Kaufverhaltens in Rüsselsheim sowie in seinem Umfeld, das dazu führen würde, daß mehr Geld in Rüsselsheim umgesetzt würde. Das heißt: die Innenstadtgeschäfte müssen zukünftig sich die Rüsselsheimer Umsätze mit den 100 neuen Läden im Einkaufszentrum teilen.
Lieber Herr Jühe, liebe Frau Schuster, liebe Frau Höll, liebe Freunde des geplanten Einkaufszentrums: Wo soll denn um Himmels willen die zusätzliche Kaufkraft herkommen?