Was soll rauf auf das Mainblock-Areal - Anmerkungen von Jan Muschiol

Wie von unserer BI z.B. in der Broschüre zu einem Altwerk-Quartier dargestellt, sehen wir die Entwicklung im Opel-Altwerk im engen Zusammenhang mit der Innenstadtentwicklung Rüsselsheims insgesamt.
Die seit vielen Jahren als Parkplatz genutzte Fläche zwischen Rathaus und Maindamm (der sogenannte Mainblock) war dabei schon öfter für eine Bebauung vorgesehen. Zuletzt war von OB Patrick Burghardt die Nutzung für eine Jugendherberge (die unsere BI gerne im Altwerk sehen würde) ins Gespräch gebracht worden. 2004 bereits gab es einen Architektenwettbewerb, in dessen Beschreibung es hieß : „Es wird eine Nutzungsmischung aus Dienstleistung (Büros / Praxen), Kultur- und/oder Freizeit (z.B. Kino, Sport- und Wellnessangebote) und deutlich untergeordnet Einzelhandel  angestrebt. Städtebaulich integrierte Einzelhandels-einrichtungen, die keine negativen Auswirkungen auf die innerstädtischen Läden/Geschäfte haben, sind ebenfalls denkbar.“ Von einer solchen Nutzungsmischung ist die Mitte Januar durch den Magistrat präsentierte und dann im Rekordtempo bis Anfang Februar durch Ausschüsse und Stadtverordnetenversammlung gepeitschte "Lösung" sehr weit entfernt. Ein Hotelblock mit 120 Zimmern soll es sein, für den dann auch noch das im Inneren erst 2014/15 recht aufwendig sanierte kommunale Gebäude Faulbruchstraße 7 der Spitzhacke zum Opfer fallen soll - auch mit der Folge von zusätzlichen Mietkosten für die Stadt. 

Jan Muschiol (Architekt, aktiv in der BI pro Opel-Altwerk, Förderstipendiat 2014 der Stadt,  mit seinem Projekt Stadtlabor http://www.stadtlabor-ruesselsheim.de weiter engagiert) nimmt in 10 Punkten kritisch Stellung:
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STADTLABOR

R Ü S S E L S H E I M

ZEHN PUNKTE ZUM MAINBLOCK VERKAUF , 09.02.2016

1. Projektkommunikation

Warum in Rüsselsheim Projekte immer unter Zeitdruck, schnell und alternativlos beschlossen werden müssen ist nicht nachvollziehbar. (Januar Präsentation/Februar Verkauf)
Planungen hinter verschlossenen Türen und ohne Beteiligung der Bürger erscheinen nicht mehr zeitgemäß.
Bevor eine Entscheidung für ein städtebauliches Projekt solcher Relevanz und Tragweite getroffen wird, wäre eine tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Thema wünschenswert.

 

2. Stadtentwicklung

Warum die Stadt das letzte eigene Innenstadtgrundstück verkauft erscheint fraglich. Nachdem die Stadt lange Zeit keine Grundstücke in der Innenstadt im Besitz hatte und dadurch keinen Einfluss auf das Stadtbild nehmen konnte, sollten diese Fehler der Vergangenheit nicht mehr gemacht werden. Bestimmte Schlüsselgrundstücke müssten durch die Stadt entwickelt bzw. im Besitz des Stadt verbleiben. Der Mainblock ist ein ebensolches Schlüsselgrundstück im Stadtbild.

 

3. Verkaufspreis

Warum die Stadt, ohne Druck, den Mainblock „unter Wert“ verkauft bleibt unbegründet.
(Mit unter Wert ist nicht der Preis aus dem Gutachten, sondern das Potential des Ortes gemeint)

Die Prüfung das Grundstück für einen besseren Preis am Markt zu platzieren wurde nicht unternommen. Im Zuge eines öffentlichen Prozesses hätten sich vielleicht noch andere Interessenten und Angebote ergeben.

 

4. Mitsprache

Warum die Stadt sich jeder Mitsprache an dem Projekt entzieht bleibt offen. Zumal die Erfahrungen mit Investoren bisher durchaus kritisch zu beurteilen sind.
Warum für diesen Ort kein neuerlicher Wettbewerb ausgelobt wird oder zumindest ein temporärer Gestaltungsbeirat als Fachkompetenz herangezogen wird ist nicht nachvollziehbar.

 

5. Hotelentwurf

Warum der vorgestellte Hotelentwurf nicht stärker auf den Ort eingeht, bleibt durch die Investoren unkommentiert. (Fenster Main, Geschossigkeit, Dach, Zufahrt, etc.). Die Stärken einer großen Terrasse und einer Rüsselsheimer Brauerei können die augenscheinlich gestalterischen Mängel nicht überdecken.
Es stellt sich die Frage warum neben dem Projekt zumindest der Entwurf keiner konstruktiven Debatte standhalten muss. Der Entwurf erscheint willkürlich und könnte überall stehen. Eine spezielle und eigene Lösung für Rüsselsheim ist darin nicht zu erkennen.

 

6. Baurecht/Denkmalschutz

Warum ein Hotelprojekt (120 Zimmer) nur eine minimale Anzahl an Parkplätzen für Gäste, Mitarbeiter und Anlieferung nachweisen muss, bleibt unbegründet. Ebenso warum der Denkmalschutz nicht stärker in die Ausgestaltung eingebunden werden muss.

 

7. Städtebauliche Planung

Warum wird nicht ein offener, städtebaulicher Prozess für eine Neuordnung des Mainblocks in Betracht gezogen. Zumal eine städtebauliche Gesamtplanung fehlt und die angrenzenden Grundstücke langfristig auch zur Disposition stehen.
Ein Verhandeln mit Investoren auf Augenhöhe erscheint bei einer fehlenden Gesamtplanung schwierig. Die Aufgabe der städtebaulichen Planung an Investoren zu übertragen wird als nicht zielführend angesehen.

 

8. Alternativen

Warum nicht weitere Varianten und Nutzungen geprüft wurden lässt sich nicht nachvollziehen. Im Rahmen einer offenen städtebaulichen Planung wären sicherlich andere Nutzungen und Bebauungen denkbar gewesen.
Wo ist der Leitgedanke der Planung? Wo ist die Vision der Stadt?

 

9. Zeitdruck

Warum auf einmal großer Handlungsbedarf bei der Entwicklung des Mainblocks besteht ist überraschend. Akut musste nichts unternommen werden zumal die Stadt bereits jetzt viele Projekte durchführt und grundlegende Punkte (s.o.) nicht erfüllt sind.

 

10. Standort- und Bedarfsplanung

Warum der Bedarf und der Standort für solch ein Projekt nicht näher untersucht werden ist bedenklich. Aufgrund der Erfahrungen der Vergangenheit kann eine falsche bauliche Entwicklung nur mit großen Aufwand wieder korrigiert werden. Zumal mit der angestossenen Neuentwicklung der Mainlust bereits ein Hotel an diesem Standort existiert.
Ein roter Faden für die Hotellandschaft in Rüsselsheim ist nicht erkennbar. Mit der vorgesehenen Brauerei, die Zweite in Rüsselsheim, wird eine Neuentwicklung des Ratskellers endgültig ausgeschlossen.
+ + + siehe auch http://www.stadtlabor-ruesselsheim.de/standpunkt/ + + + +

Ein weiteres Projekt im Rahmen des Stadtlabors ist ein Stadtgarten auf dem Löwenplatz. Hier der Flyer dazu

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