Leserbrief Achim Dresler bleibt nicht verschlossen!

Sächsisches Industriemuseum Chemnitz - InnenansichtLeserbrief, 10.03.2012

Opel-Altwerk: nicht alles auf eine Karte setzen!

Was hörte ich aus meiner alten Heimatstadt Rüsselsheim? Beherzter Abriss des Opel-Altwerkes (in dem auch ich einst ein- und ausging) in der Hoffnung, dass die dort folgende Shopping Mall der Innenstadt neues Leben einhauche? Angenommen, das Einkaufszentrum setzt sich im rhein-mainischen Wettbewerb durch, sollten die Käufer dann wirklich durchs Hauptportal in die Innenstadt quellen wie einst die Opeler in der Mittagspause? Eher fahren die Kunden doch hinten rein ins Mall-Parkhaus und mit vollen Tüten wieder hinten raus. Ich habe Rüsselsheim vor über 20 Jahren verlassen, um in Chemnitz die pralle Industriekultur zu erleben und im Museum zu bewahren. Im einstigen sächsischen Manchester ging bei der Bewahrung und Nachnutzung von Industriedenkmalen auch mancher Schuss daneben. Aber es gibt dort etwa 700 Industriearchitekturdenkmale. In Rüsselsheim habt Ihr dagegen nur einen Schuss frei! Was also, wenn die Shopping Mall nicht funktioniert? Selbst wenn man über den Weltrang des Altwerks streiten kann, so stellt es für Deutschland durchaus eine große Nummer dar und für Rüsselsheim ist es das einzige Identität stiftende Ensemble. Karstadt-Bau und Löwencenter – wer erinnert sich, was zuvor dort stand? – sollten eine Mahnung sein, wenn Kommerz nicht mehr funktioniert. Bitte gut nachdenken und die Interessen der Einwohner nicht mit denen der Kapitalverwertung gleichsetzen. Bitte lieber eine Nummer kleiner und behutsam im Altwerk nachnutzen. Schade im Übrigen, dass das Rüsselsheimer Industriemuseum in der engen Festung eingesperrt bleibt, wo es sein Thema im Altwerk doch ideal entfalten könnte.

 

Achim Dresler

(stellvertr. Direktor Sächsisches Industriemuseum Chemnitz)

Am Steinberg 31

09125 Chemnitz

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